Angelica Bäumer im März 1991

Das Kreuz, der Kreis, die Farbe, die Fläche - das sind die Inhalte der Malerei
von Drago Druškovič . Einfache, klare Inhalte, deren Aussagen deutlich sind,
die keiner Definition, keiner Philosophie bedürfen.
Es sind die Inhalte eines Malers, der so still wie beharrlich seinen Weg geht,
unbeeinflußt von Moden, Stilen, Erfolgsrezepten.
Aber ist "einfach-sein" nicht das Schwerste von allem ?
Ist Stille nicht die höchste Stufe der Erkenntnis ?
Auch Drago Druškovič hat begonnen mit üppigen Malereien,
voll mit Symbolen auf dicht bemalten Leinwänden.
Aber immer mehr reduzierten sich die Zeichen, immer ruhiger
wurden die Hintergründe, immer konzentrierter der Blick auf das Wesentliche.
Auch die Farben wurden immer tranparenter,
ihr Licht scheint von Innen zu kommen,
aus der Erde.
Und wenn man weiß, das Drago Druškovič seine Bilder auf dem Boden liegend malt,
und daß seine Farben aus lebenden Pflanzen gewonnen werden
und mit einer Wachs-Harz Emulsion angerührt werden,
versteht man die starke Ausstrahlung seiner Bilder,
erkennt man, warum sie einen berühren, als kenne man sie schon lange,
hat auf ihren Anblick nur gewartet.
Erde, Blumenstaub, Baumharze und Bienenwachse - alles Materialien aus der Natur,
unverfälscht, nur neu benutzt nach alten Formen und Rezpten.
Drago Druškovič verwendet diese Farben nicht im Sinne einer romantischen
"zurück zur Natur" - Sentimentatlität, sondern im Sinne von "Besinnung",
"Rückerinnerung" an alte Werte, die seit den Höhlenmalereien von Lascaux gelten,
nur durch Technik und Chemie verdrängt wurden;
wer sie will, benutzt sie auch heute noch.
"Der Kreis", sagt Drago Druškovič "ist Ausdruck für das Leben.
Das Kreuz ist Hinweis und Zentrum.
Farbe, Licht und Schatten sind Motive des Geschehens.
"Zeichen, tief empfunden, werden zu Symbolen für Geist und Leben,
für Natur und Gefühl. Die Inhalte sind keine Geschichten sondern Malerei,
Farbe ist Kraft, Licht Energie und schatten Ruhe.
Der Bildträger ist Ausgangspunkt und Ende des Geschehens,
bildet Grenze wie Unendlichkeit.
Dragos Wege gehen nicht nur zu den Farben der Natur,
sie gehen auch zu jenen Menschen, die sich noch nicht verlernt haben:
zu den Indianern, den Aborigines, den Afrikanern, auch zu den Kindern.
Die Sprache dieser Unverfälschten will er sprechen, ohne Manierismus, ganz einfach,
weil es so natürlich ist, weil hier alles nocht in sich geschlossen ist.
Zumindest denkt sich Drago Druškovič das so.
Denn auch die Naturvölker verwenden Anilin, Acryl,
und die Kinder lernen in der Schule, daß ein Haus im rechten Winkel sein muss
und die Sonne nicht lacht.
Aber man kann diese Träume des Echten, Unverdorbenen,
Ursprünglichen ruhig träumen, sie sind ja wahrhaftig,
auch wenn sie nicht mehr stimmen.
Die Sehnsucht nach Wahrheit ist es, die den Künstler treibt,
die ihn zu Quellen zurückgehen läßt, aus denen er Kraft schöpft für das Neue.
Kunst geht nicht nach hinten, sondern immer nach vorne,
drängend, ungeduldig, spannungsgeladen, aber sie trägt ihre Wurzeln in sich.
Der Künstler, der sich offen macht und leer, der imstande ist,
seine innere Stimme anzunehmen, wird diese Quellen finden und sie nutzen,
sie umsetzen in seine Bildersprache und seine Farbskala.
Welche Mittel des Meditativen der Künstler verwendet ist seinem
Temperament und Charakter entsprechend verschieden.
"Malen ist ein Medietationsvorgang" sagt Drago, ein anderer,
so könnte man sagen, ist der des Betrachtens.
Beides ergänzt sich, Malen und Schauen verschmilzt, wird zu Harmonie,
schafft Spiritualität und Erkennen.
Und um dieses Erkennen geht es Drago Druškovič,
Erkennen mit der Seele mehr als mit dem Intellekt.
Denn nur die Seele hat Anteil an der sinnlichen Wahrnehmung
über Zeit und Raum hinweg.
In dieser Einheit vereint sich, was sonst getrennt ist,
ist das Geheimnis heiter und verliert der Schatten seinen Schrecken,
heben sich die Widersprüche auf,
hat die geistige Dimension ihren Rang im Weltgeschehen,
hat das Leben über den Tod gesiegt.

Angelica Bäumer im März 1991

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